Klavier Festival Ruhr
deutschsprachige Version ausgewählt Click to change to English language Petruschka
Musik-Workshops
Die Puppen musikalisch zum Leben erwecken

Im Rahmen des Petruschka-Projekts haben Grundschüler aus Bochum gemeinsam mit Puppenspielern und Musikern der Bochumer Symphoniker unter der Leitung von Richard McNicol eine eigene Version der Petruschka-Geschichte entwickelt. Welche Ideen hinter dem Projekt standen und wie es durchgeführt wurde, erfahren Sie im Folgenden. Lehrmaterialien und ausführliche Informationen zur kreativen Arbeit mit Kindern haben wir in der Rubrik Für Lehrer für Sie zusammengestellt.

Die Puppenspieler stellen den Grundschülern die eigens entworfenen Puppen vor
Auf den Spuren Strawinskys

Die Aufführung von Petruschka inmitten eines vielfarbigen Jahrmarktsfests war ein ausgezeichneter Anlass, um mit Grundschülern ein kreatives Musikprojekt zu Strawinskys faszinierender Komposition durchzuführen. Der vielleicht beste Weg, um bei Kindern die Liebe und das Verständnis zu einem Werk wie Petruschka zu wecken, führt über die eigene aktive Auseinandersetzung mit musikalischen Aufgaben und Problemen, die jenen gleichen, mit denen sich der Komponist auseinandergesetzt hat. Dazu ist es notwendig, im Vorfeld einfache musikalische Elemente aus dem jeweiligen Werk auszuwählen, mit denen die Kinder in den Musik-Workshops dann eigenständig arbeiten und experimentieren können. Dabei geht es nicht darum, einen Komponisten wie Strawinsky zu imitieren, sondern den Schülern über ihre eigene kreative Arbeit Einsichten in ein musikalisches Meisterwerk zu vermitteln. Damit die Kinder ihre Phantasie tatsächlich frei entfalten können ist es wichtig, dass sie das jeweilige Bezugswerk erst im Laufe oder am Ende der Workshop-Arbeit kennenlernen.

Schüler und Musiker der Bochumer Symphoniker erarbeiten ihre eigene Petruschka-Musik
Petruschka als Puppenspiel – Zum Projektverlauf

Strawinskys Petruschka erzählt die Geschichte von drei Puppen, die auf wundersame Weise lebendig werden. Deswegen lag es auf der Hand, in unserem Grundschulprojekt mit Puppenspielern zusammenzuarbeiten. Den Ausgangspunkt der Arbeit bildete eine Puppenspielfassung der Petruschka-Geschichte, die die Berliner Puppenspieler Johann Boehncke und Jeannette Luft eigens für dieses Projekt einstudiert hatten. Auf der Grundlage eines kurzen Szenarios von Sascha Pranschke entwickelten sie ein 20minütiges Stück, das bis auf den Anfang und den Schluss ohne Worte auskommt und auf diese Weise viel Raum für Musik lässt.

Fünf Wochen vor der Aufführung kamen die beiden Puppenspieler zu den Einleitungsworkshops in die Graf-von-der-Recke-Schule und die Köllerholzschule Bochum und stellten den Drittklässlern ihre Version der Petruschka-Geschichte vor. In den folgenden Workshops erfanden die Schüler ihre eigene Musik zu den verschiedenen Szenen des Puppenspiels. Unterstützt wurden sie dabei von sechs Musikern der Bochumer Symphoniker.

Strawinskys Petruschka erlebten die Kinder zum ersten Mal im Rahmen des Jahrmarktsfests in der Bochumer Jahrhunderthalle. Gemeinsam mit den Puppenspielern und den Musikern der Bochumer Symphoniker präsentierten sie drei Wochen später ihre eigene Version der Petruschka-Geschichte. Zu den Aufführungen in der Bochumer Köllerholzschule am 13. November 2007 waren neben zahlreichen Mitschülern auch die Familien der Kinder eingeladen.

Bochumer Grundschüler erarbeiten ihre eigene Musik zu einer Puppenspielversion von Petruschka
Kreatives Arbeiten und soziale Kompetenzen

Kreative Projekte wie das Petruschka-Projekt, bei denen bewusst mit ganzen Klassen gearbeitet wird und Kinder unterschiedlicher Begabung und verschiedener kultureller Herkunft gemeinsam ihre eigene Musik erfinden und spielen, beschränken ihre Wirkung nicht auf den Bereich der musikalischen Bildung. In der Workshop-Arbeit werden die Schüler ermutigt, in kleinen Gruppen zu arbeiten, ihre Ideen zu diskutieren und gemeinsam weiter zu entwickeln. Geschult werden auf diese Weise wichtige soziale und persönliche Kompetenzen wie die Fähigkeit zu verhandeln und gemeinsam eine Einigung zu erzielen, den anderen als gleichberechtigten Partner zu akzeptieren, konzentriert an einer Sache zu arbeiten und die Resultate der eigenen Arbeit öffentlich zu präsentieren.

Neben der schöpferischen Auseinandersetzung mit Strawinskys Musik lernten die Kinder im Petruschka-Projekt auch den Bereich des Puppenspiels näher kennen. Sie erfuhren aus erster Hand, wie die eigens für dieses Projekt entworfenen Puppen hergestellt wurden und lernten durch die Zusammenarbeit mit Johann Boehncke und Jeannette Luft mehr über die besonderen Fähigkeiten, über die Puppenspieler verfügen müssen, um ihre Puppen lebendig werden zu lassen.

Schließlich erhalten Lehrer durch die enge Zusammenarbeit mit Künstlern und Musikvermittlern zahlreiche methodische und inhaltliche Anregungen, die sie aufgreifen und im Unterricht selbständig umsetzen können. Die kreativen Energien, die in den Workshops geweckt worden sind, können auf diese Weise auch nach dem Abschluss des Projekts fortwirken und das schulische Leben bereichern.

Schüler der Graf-von-der-Recke-Schule diskutieren über ihre Jahrmarkts-Musik